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Auschnitt eines Tagebucheintrags von Maximilian Clarenbach

Die Erschließung, Digitalisierung, Bereitstellung und Erforschung des schriftlichen Nachlasses von Maximilien Clarenbach (1880-1952) und die Weiterentwicklung der bestehenden Forschungsdatenbank

Im Rahmen des vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert Projektes wird der schriftliche Nachlass des Düsseldorfer Malers Max Clarenbach im Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe in Bonn verzeichnet, erschlossen und digitalisiert. Zugleich wird eine am Institut für Kunstgeschichte bereits bestehende Forschungsdatenbank zur Künstlervereinigung „Das Junge Rheinland“ und ihrem Umfeld für die Aufnahme der Archivdaten erweitert und weiterentwickelt. Ziel des Projektes ist neben der Bereitstellung der Dokumente aus dem Nachlass ihre Auswertung in Hinblick auf ausgewählte Fragestellungen: Einerseits sollen anhand der Person Max Clarenbach exemplarisch die (Ausstellungs-)Netzwerke rheinischer Künstler*innen und Künstlergruppen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts sichtbar gemacht werden. Anderseits soll das vorhandene Archivmaterial in Hinblick auf die Ausbildungs- und Ausstellungssituation insbesondere auch von Künstlerinnen ausgewertet werden.

Max Clarenbach wurde 1880 in Neuss geboren. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und wuchs als Vollwaise bei seinen Großeltern auf. Im Alter von nur 13 Jahren wurde er auf Fürsprache von Andreas Achenbach in die Elementarklasse der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen. Bereits mit 15 Jahren unternahm Clarenbach seine ersten Studienreisen ins Ausland. 1897 wurde er in die für die die Entwicklung der Düsseldorfer Malerei prägende Landschaftsklasse von Eugen Dücker aufgenommen.

Bereits während seiner Studienzeit konnte Clarenbach erste Ausstellungserfolge vorweisen und zahlreiche Werke verkaufen. Spätestens ab 1904 wirkte er maßgeblich im Düsseldorfer Ausstellungsbetrieb mit. Er gehörte zahlreichen Künstlervereinigungen und Ausstellungsjurys an. Gemeinsam mit dem Maler Fritz Westendorp und dem Kunstgewerbler Hermann Billing übernahm er zwischenzeitlich die Leitung des neueröffneten Warenhaus Tietz. 1909 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des für die weitere Entwicklung der modernen Kunst im Rheinland prägenden „Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler. Noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte Clarenbach auf zahlreiche regionale, nationale und internationale Ausstellungsbeteiligungen (u.a. in Köln, Essen, Elberfeld, Hagen, München, Berlin, Straßburg, Wien, Sofia, Chicago oder Buffalo) zurückblicken. 1917 wurde er als Nachfolger von Eugen Dücker als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Mit den frühen künstlerischen Erfolgen kam auch der wirtschaftliche Aufschwung, der es Clarenbach ermöglichte, ein großbürgerliches Leben zu führen: Er ließ sich bei Düsseldorf Wittlaer von Joseph Maria Olbrich ein Wohn- und Atelierhaus mit großem Garten errichten, ließ sich einen Schneider aus London kommen, rauchte ohne Unterbrechung Zigarre und reiste viel, nach Paris, London oder St. Moritz.

Auch wenn er selbst nie Mitglied der Vereinigungen „Das Junge Rheinland“, „Rheingruppe“ oder „Rheinische Sezession“ wurde, so prägte er als Lehrer an der Akademie doch entscheidend die künstlerische Entwicklung vieler späterer Mitglieder wie Herbert Böttger, Ernst Brandt, Franz Delaforgue, Richard Gessner, Ono Marx oder Carl Weisgerber.

Der schriftliche Nachlass von Max Clarenbach umfasst zahlreiche Tage- und Notizbücher, mehrere Ordner mit Korrespondenzen von und an Clarenbach und seine Frau Ellen, Akten zu Ausstellungsbeteiligungen und Aufträgen sowie eine umfangreiche Sammlung an Fotografien und historischen Zeitungsausschnitten. Die Tage- und Notizbücher sowie die Korrespondenz werden im Rahmen des Projektes vollständig transkribiert.

Im Rahmen des Projektes werden am Beispiel Clarenbachs die umfangreichen (Ausstellungs-)Netzwerke der rheinischen Kunstszene im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts sichtbar gemacht werden. Clarenbach ist in gewisser Weise ein Sonderfall: Er kommt auf weit mehr (internationale) Ausstellungsbeteiligungen als viele seiner Zeitgenossen, wie beispielsweise die anderen Sonderbundmitglieder Walter Ophey oder Julius Bretz. Wodurch kommt diese hohe Zahl an Ausstellungsbeteiligungen – besonders auch im Ausland – zustande, auf welche Verbindungen und Netzwerke konnte Clarenbach im Rheinland zurückgreifen? Was verraten die Aufzeichnungen und Korrespondenzen darüber, wie Clarenbach Zugang zu diesen Netzwerken erhielt? Von großem Interesse sind hierbei besonders die umfangreichen Korrespondenzen im Zusammenhang mit den Sonderbundausstellungen, etwa mit August Deusser, Richart Reiche, Josef Feinhals oder Alfred Flechtheim. Wie verändert sich die Rolle Clarenbachs in den späteren Jahren als Professor an der Kunstakademie?

Ein zweiter Schwerpunkt der Auswertung der Archivalien liegt auf der Rolle der Künstlerinnen im Rheinland. Frauen war bis 1919 ein Studium an der Kunstakademie verwehrt; neben einer Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule blieb ihnen nur der Privatunterricht, wie ihn selbst auch Max Clarenbach anfangs parallel zu seinem Studium in Anspruch genommen hat. Welche Einblicke geben die Aufzeichnungen Clarenbachs über diese Form der künstlerischen Ausbildung, die in der Forschung bislang vernachlässigt wurde? Welche Rolle spielen darüber hinaus die Künstlerinnen innerhalb der (Ausstellungs-)Netzwerke, in denen sich Clarenbach bewegte und welche Erkenntnisse lassen sich aus seinen Aufzeichnungen über die zeitgenössische Wahrnehmung der Künstlerinnen durch ihre männlichen Kollegen gewinnen?

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