Postwar Periods. Spain 1939 – Germany 1945: A Comparative Approach
Ein DFG-Projekt aus dem Institut für Romanistik
Das von der DFG geförderte bilaterale Projekt „Postwar Periods. Spain 1939 – Germany 1945: A Comparative Approach“ erprobt einen interdisziplinären und transnationalen Zugang zu den Nachkriegszeiten in Spanien und Deutschland. Es wird von Univ.-Prof. Dr. Ursula Hennigfeld und Dr. Jenny Augustin aus dem Institut für Romanistik in Kooperation mit Prof. Dr. Inbal Ofer, Open University of Israel, geleitet. Den Auftakt des Projekts bildete die internationale Fachtagung „Postwar Periods“, die vom 21. bis zum 23. Februar 2024 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) stattfand. 16 Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen (Romanistik, Germanistik, Geschichte) aus Deutschland, Israel und Spanien kamen zusammen, um ihre Forschung zur Nachkriegszeit zu präsentieren.
Worum geht es in dem Projekt?
Die Forschenden bearbeiten fünf thematische Blöcke:
1. Historischer Kontext: Gesellschaft und Wirtschaft
Das Projekt zielt darauf ab, (a) eine Periodisierung der Nachkriegszeit in Deutschland und Spanien vorzunehmen; (b) die europäischen Dimensionen der deutschen und spanischen Nachkriegszeit auszuloten und (c) den Nachhall der frühen Phase des Kalten Krieges in der spanischen und deutschen Gesellschaft zu analysieren.
2. Kontinuitäten und Blinde Flecke: Deutsch-Spanische Beziehungen
Wir erörtern (a) die bisher nicht untersuchten Aspekte der deutsch-spanischen Handels- und Militärbeziehungen und berücksichtigen (b) die Kontinuitäten der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen aus der vorangegangenen faschistischen Periode zwischen Spanien und Deutschland.
3. Frauen in der Nachkriegszeit
Unsere Forschung möchte (a) die individuellen und kollektiven Erfahrungen und Rollen von Frauen in Nachkriegsgesellschaften historisieren und dabei Kontinuitäten und Diskontinuitäten zur Kriegszeit untersuchen; (b) die ideologische und kulturelle Produktion von/für und über Frauen analysieren und (c) die Aushandlung von geschlechtsspezifischen Vorstellungen von Gesellschaft und Nation, Geschlechterrollen und Machtverhältnissen in der Nachkriegszeit in Deutschland und Spanien untersuchen.
4. Die Nachkriegszeit in Literatur und Kunst
Die Forschenden untersuchen (a) die deutsche und spanische Nachkriegsliteratur und Kunst aus einer transnationalen Perspektive und konzentrieren sich (b) auf weniger bekannte Autor*innen und ihre literarische Produktion, die nicht Teil des sogenannten Kanons ist.
5. Die Erneuerung der Jüdischen Gemeinschaften
Wir zielen darauf ab, (a) das Bild der jüdischen Menschen und des Judentums in der frühen Nachkriegszeit in Europa zu erforschen, wobei wir uns auf Deutschland und Spanien konzentrieren; (b) die individuellen und kollektiven Erfahrungen von Juden und Jüdinnen in diesen Ländern bis in die 1970er Jahre nachzuzeichnen und (c) die Verhandlungen dieser Länder mit dem jungen jüdischen Staat zu untersuchen.
Indem das Projekt Wissenschaftler*innen diverser Disziplinen aus Deutschland, Israel und Spanien zusammenbringt, beabsichtigt es vor allem, die nicht-europäischen und jüdischen Perspektiven zu integrieren, um eine eurozentrische Sichtweise zu vermeiden.
Bereits 2019 haben Hennigfeld und Augustin an der HHU eine internationale Tagung zur Nachkriegszeit in Spanien veranstaltet (¿Ha terminado la Guerra Civil? España 1939-1953; zusammen mit Prof. Dr. Raanan Rein, University of Tel Aviv und Prof. Dr. Joan Maria Thomàs, Universitat Rovira i Virgili, Tarragona). Die Tagung zeigte, dass nur eine multidisziplinäre Erforschung der Nachkriegszeit aus transnationaler Perspektive die Komplexität der Brüche, Kontinuitäten und Verflechtungen adäquat herausarbeiten kann. Die einzelnen Ergebnisse dieser Tagung können im Dossier der Zeitschrift Dictatorships & Democracies (Vol. 8, 2020) nachgelesen werden.
Ausblick
Die Beiträge der ersten Tagung sollen bis Ende 2024 in einer gemeinsamen Open Access Publikation veröffentlicht werden. Weitere Bausteine des Projektes bilden eine zweite Tagung, die an der Partneruniversität, der Open University of Israel, stattfinden soll sowie einen Forschungs- und Vernetzungsaufenthalt der Projektleiterinnen in Israel.
Die Ergebnisse sollen in ein Folgeprojekt münden, das auch andere europäische Länder berücksichtigt, wie zum Beispiel Polen, Italien und Frankreich.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Projektes.
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